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Cistophoren, Kleinasien


Silbergehalte von Cistophoren und deren Auswirkung auf Fertigungsverfahren und metallurgische Eigenschaften

Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Bärbel Morstadt



Cistophor, Pergamon 133-67 v. Chr. , Münzdurchmesser 29,4 mm; oben: metallographischer Schliff, mittig: CT-Aufnahme Übersicht, unten CT-Aufnahme Detail.
© Pohl; iWP innovative Werkstoffprüfung GmbH & Co. KG.

Ausgehend von der Fragestellung nach Kalt- oder Warmprägung antiker Silbermünzen unter möglicher Einbeziehung archäometallurgischer Faktoren wurde im Sommer 2018 ein interdisziplinär aufgestelltes Projekt gestartet, um sich dieser Frage mit Hilfe archäometrischer Methoden und in werkstoffkundlicher Perspektive zu nähern. Hierzu wurden bewusst Cistophoren ausgewählt, weil sich diese vorzüglich chronologisch als auch regional eingrenzen lassen: Sie umfassen den Zeitraum von vor 133 v. Chr. bis 138 n. Chr. und wurden in Münzstätten in Kleinasien wie z.B. Pergamon und Ephesos sowie während der römischen Kaiserzeit in Rom geprägt.

Dank der finanziellen Förderung durch die Fritz-Thyssen-Stiftung 01.04.2021-30.09.2023 konnten kostenaufwändige Forschungsarbeiten daran realisiert werden: dies betraf etwa die Reise nach Berlin, die Leihgebühren für die Messgerätschaften, die Durchführung von Computer-Tomographien und Bleiisotopische Unterschungen, die Vergütung einer Hilfskraft für die Unterstützung bei der Durchführung der Analysen und der Datenverwaltung, einen Dienstleistungsvertrag am Berliner Münzkabinett zur archäologischen Dokumentation der dortigen Cistophoren.

Die Untersuchungen wurden sowohl zerstörungsfrei als auch zerstörend durchgeführt. Hierzu standen Münzen aus institutionellen, universitären sowie privaten Sammlungen zur Verfügung, einige wenige Cistophoren wurden aus eigenen Mitteln zugekauft. Ausdrücklicher Dank für die Unterstützung und die Ermöglichung der Untersuchungen geht an das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin mit Bernhard Weisser und die Münzsammlung der Ruhr-Universität Bochum mit Karl-Ludwig Elvers. Insbesondere gilt der Dank Jannis Hourmouziadis, der dem Institut für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum 19 Cistophoren aus seiner Sammlung für zerstörende Untersuchungen übereignete. Des Weiteren danken wir an Kooperationspartnern dem Deutschen Bergbau-Museum, Bochum, dem Rathgen-Labor, Berlin, und dem Lehrstuhl Werkstoffwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum.



Caption: Stater Bruttium, 400-325 v. Chr.: Makro (oben), Detail aus Makro (mittig), CT-Darstellung der Kapsel, Kapselabmessung 2,2 x 1,9 mm (unten). Oben: https://www.ma-shops.de/bussopeus/item.php?id=12194, 13.02.2022, mittig: mit freundlicher Genehmigung Dr. Busso Peus Nachfolger; unten: iWP innovative Werkstoffprüfung GmbH & Co. KG.

Die Forschungsergebnisse wurden im Rahmen des 16. Internationalen Numismatik-Kongresses, dem 15. und 16. Tag der Numismatik in Münster sowie dem Science Day im Haus der Archäologien präsentiert:

  • 06.11.2021 „Aufs Gran genau? Zur Einhaltung des Standards in der antiken Münzprägung am Beispiel der Cistophoren“, 15. Tag der antiken Numismatik in Münster
  • 28.01.2022, "Schrötlingsfehler?“ - Zur Einhaltung des Gewichtsstandards in der antiken Münzfertigung am Beispiel der Cistophoren, Science Day im Haus der Archäologien, Ruhr-Universität Bochum
  • 14.09.2022 “Adhering to a weight standard in ancient coinage based on the example of cistophori“, XVI International Numismatic Congress INC 2022, Waschau, https://indico3.conference4me.psnc.pl/event/6/contributions/585/
  • 29.10.2022 „Fit for use? Verwendung untergewichtiger Schrötlinge in der antiken Münzfertigung“, 16. Tag der Antiken Numismatik in Münster

Beobachtet wurden dabei Prägestätten und Datierungen sowie damit einhergehend die Gewichtsverteilungen und Stempelstellungen im hellenistischen und römisch-kaiserzeitlichen Kleinasien. Die chemischen Analysen und die Messungen der elektrischen Leitfähigkeit bezogen sich auf die zeitliche Entwicklung der Silber- und Kupfergehalte, während mit bleiisotopischen Untersuchungen die Herkunft des Silbers ermittelt wurde. Metallographische Untersuchungen lieferten einen Hinweis auf eine rasche Erstarrung und einen Kaltprägesprozess. Zu den wesentlichen Erkenntnissen des Projekts zählt die Identifizierung von Einschlüssen (‚Kapseln‘), die wir nicht als Schrötlingsfehler, sondern als Mittel zur Korrektur zur Einhaltung des Gewichtsstandards deuten.


Projektleitung

Prof. Dr. Bärbel Morstadt
Apl. Professorin für Klassische Archäologie mit dem Schwerpunkt in der phönizischen Kultur
Klassische Archäologie
Institut für Archäologische Wissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Am Bergbaumuseum 31, 44791 Bochum
Raum: 0.3.5
Tel.: (0234) 32-22527
Mail: baerbel.morstadt@rub.de


Teilnehmer:innen

Dr. Wolfgang Bretz


Publikationen

Kooperationspartner und Finanzielle Förderung