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Töpfereiexperimente



Keramik ist eine der wichtigsten Fundgattungen der Archäologie. Durch ihre extreme Langlebigkeit ist sie auch eine der größten Fundgruppen. Durch Untersuchungen an Keramikfragmenten und Gefäßen können Archäolog:innen verschiedene Informationen über genutzte Rohstoffe, Herstellungstechniken und Brand, sowie soziale Praktiken und Gefüge sammeln, um so weiter vergangene Kulturen besser zu verstehen.

Um solche Aspekte gut nachvollziehen zu können ist es durchaus vorteilhaft, selbst bereits Erfahrung in der Herstellung von Keramik gesammelt zu haben. Diese Überzeugung führte dazu, dass Frau Dr. Soi Agelidis in Ihrer Übung in Kooperation mit Frau Ulrike Weber, die professionelle Töpferin ist, den Studierenden die Möglichkeiten bieten möchten sich mit dem Rohstoff Ton zu beschäftigen.



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Die Studierenden bereiten drei verschiedene Tonsorten vor

Zunächst musste den Studierenden der korrekte Umgang mit Ton erläutert werden. Dabei ist es entscheidend die richtige Art zu verwenden. Da Tonsorten verschiedene Schamottierungen besitzen, eignen sie sich für verschiedene Techniken entsprechend gut oder schlecht. Beispielsweise kann Ton mit einem hohen Schamott Anteil nicht für die Arbeit mit der Drehscheibe genutzt werden, da sonst die Verletzungsgefahr der Hände naturgemäß gegeben ist.

Um den Ton vorzubereit, wird dieser zunächst mit dem Schnurdraht vom Hubel (Block aus Ton) abgetrennt. Danach wird er mit Kraft in eine runde Form geklopft. Das Klopfen sorgt hierbei dafür, dass keine Luft in den Ton eindringt, die beim späteren Brennen zum Aufbrechen dieses führen könnte. Dieser Arbeitsschritt wird mit allen Tonsorten durchgeführt.


Das Arbeiten mit einem Ton der eine höhere Schamottierung besitzt erlaubt das Arbeiten mit den Händen und ein Formen ohne Drehscheibe. Somit haben diese Gefäße keine Drehrillen, wie jene, die auf einer Drehscheibe geformt wurden. Um Fingerabdrücke oder sonstiges Spure auf der Keramik zu entfernen, kann sie entweder mit Wasser oder mit Werkzeug geglättet werden.

Zusätzliche Verzierungen oder Gefäßteile, wie Henkel, werden nach dem Formen der Grundform angebracht. Dafür werden die Stellen, an denen die Objekte verbunden werden angeritzt und dann aneinander gepresst und leicht bewegt. So verzahnt sich der Ton und die Objekte sind fest verankert.


Ein weiterer und wichtiger Aspekt in der Keramikherstellung ist die Produktion mit manuellen und elektrischen Drehscheiben. Beide stehen in der Lehrwerkstatt zur Verfügung. Wir besitzen mehrere manuellen Drehscheiben sowohl in kleiner Form für den Tisch, als auch eine große, die mit dem Fuß betrieben wird, sowie vier elektrische Exemplare.

Bei den elektrischen Drehscheiben ist es entscheidend, dass ein Ton ohne grobe Schamottierung genutzt wird. Der vorbereitete Tonball wird auf der Scheibe zentriert platziert und kraftvoll angedrückt, sodass ein Vakuum entsteht und der Ton nicht einfach von der Scheibe rutschen kann, sobald man beginnt ihn zu formen.

Zwei weitere wichtige Instrumente sind ein Schwamm und Wasser. Der Ton sollte ständig benässt werden, da sich dadurch die einzelnen Elemente im Ton aufbrechen und er formbarer wird. Trotzdem braucht es einige Kraft, um den Ton schlussendlich so zu formen, wie man möchte.


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Frau Ulrike Weber erklärt die Techniken an der elektrischen Drehscheibe


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Frau Ulrike Weber beginnt die Formung des Bechers auf der elektrischen Drehscheibe

Die Bearbeitung von Ton auf der elektrischen Drehscheibe hat verschiedene Schritte:

  1. Der Ton, welcher vom Hubel abgetrennt wurde, wird in Form geklopft
     
  2. Der Ton wird mit Kraft auf die Mitte der Drehscheibe platziert
     
  3. Die Drehscheibe wird mit dem Fußpedal gestartet und der Tonklumpen mit Kraft zentriert. Dafür werden die Hände um diesen gelegt und nach Gefühl gearbeitet. In diesem Schritt wird bereits Wasser genutzt
     
  4. Wenn der Ton zentriert wurde, kann mit dem Finger eine Kerbe von der Mitte nach außen eingearbeitet werden - so entsteht der Hohlraum des Gefäßes
     
  5. Nun kann man langsam die Wände des Gefäßes verändern, hochziehen, auseinanderziehen oder zusammendrücken. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
     
  6. Sobal das Gefäße zufriedenstellend ist, kann es mit dem Schurdraht vorsichtig von der Scheibe abgetrennt werden
     
  7. Nach einer Trocknungszeit von ca. 2 Wochen ist das Gefäß lederhart und zur weiteren Bearbeitung bereit
     
  8. Nun kann man es entweder von Hand weiterbearbeiten oder es wird nochmals auf der Drehscheibe befestigt und Ton wird mit Schabern von der Unterseite abgenommen. Hierbei entsteht der Boden bzw. Fußes des Gefäßes. Auch an der Außenseite können Änderungen vorgenommen werden.


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Der Boden wird beim lederharten Gefäß zurechtgeschabt

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Bei einem handgeformten Gefäß wird ein Fuß angebracht

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Dr. Soi Agelidis trägt Farbe auf ein Gefäß auf

Eine weitere Technik schließt die Nutzung von Gips ein. Vorgefertigte Formen aus Gips können die perfekte Vorlage für die Erstellung von Schüsseln und anderen Gefäßen sein.

Zunächst wird der Ton ausgerollt (oder anderweitige Techniken, wie das gestalten von "Schnecken" etc.) und auf oder in die Form gelegt. Danach wird er kurz mit einem Bunsenbrenner angetrocknet, zugeschnitten und dann abgehoben. Dieser Prozess eignet sich besonders, um verschiedene Tonarten zu mischen - so entstehen verschiedene Gestaltungseffekte. 


Schlussendlich müssen die geformten Gefäße ordentlich trocknen was bis zu mehrere Wochen dauern kann, abhängig von Lagerungsort, Wetter und Temperatur. Danach werden sie im Ofen des Institutes gebrannt und an die Studierenden ausgehändigt.


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Einige Ergebnisse des Kurses